Feuerwehr

Wartezeit vor der Beförderung massiv gesenkt

02.11.2023

Die Berufsfeuerwehr in Mainz machte es Kolleginnen und Kollegen wirklich schwer, wenn sie sich auf eine höherwertige Stelle bewarben. Eine Wartezeit von zwei Jahren gehörte zur Regel, bevor sie auf diese neue Stelle schlussendlich befördert wurden. Durch einen starken Einsatz der ver.di-Betriebsgruppe konnte diese Wartezeit auf sechs Monate gesenkt werden.

 

Ulli Bohland, 52 Jahre alt, Personalrat und Feuerwehrmann bei der Berufsfeuerwehr in Mainz. Als Feuerwehrmann ist er in verschiedenen ehrenamtlichen Gremien und bei ver.di aktiv: Als Betriebsgruppensprecher der Berufsfeuerwehr in Mainz, im Landesfachvorstand Feuerwehr Rheinland-Pfalz, im Bundesfachvorstand Feuerwehr sowie in verschiedenen Beamtengremien.

 

 

 

Wieso bist du damals Feuerwehrmann geworden?

Ich bin zehn Jahre lang auf dem Rettungswagen gefahren und habe dort auch neue Anwärterinnen und Anwärter ausgebildet. Die Kolleginnen und Kollegen der Berufsfeuerwehr waren oft in unserer Dienststelle und mir wurde dann immer gesagt: Ulli, jetzt komm doch zu uns! Nachdem sie mir das dann über 15 Mal gesagt haben, wechselte ich tatsächlich zur Feuerwehr. Heute bin ich sehr froh über meine Entscheidung, da die Tätigkeit sehr abwechslungsreich ist. Es kommt immer etwas Neues hinzu und man kann sich im Job sehr gut weiterentwickeln: Zum Beispiel besteht die Möglichkeit, in den gehobenen Dienst aufzusteigen, man kann für Strahlenschutz arbeiten, gegen Gefahrenstoffe unterwegs sein oder im vorbeugenden Brandschutz auf baulicher Seite.

Es ist eben ein sehr vielseitiger Beruf. Man weiß nie, was bei einem Einsatz auf einen zukommt. Das ist wie die berühmte Schachtel Pralinen in dem Film Forest Gump. Man kommt morgens zur Arbeit und es kann einfach alles passieren. Zudem hat man mit Menschen zu tun, denen man sichtbar helfen kann. Das finde ich sehr wichtig.

Was war bis jetzt dein spektakulärster Einsatz bei der Feuerwehr?

Am spektakulärsten sind immer die Wasserrettungseinsätze. Wenn die Meldung kommt, dass eine Person im Rhein ist, dann wird die Taucherstaffel gerufen, mit Kleinbooten, Mehrzweckbooten, das große Feuerlöschboot Mainz-Wiesbaden ist dabei, die Wasserschutzpolizei, die DLRG, das ist schon sehr spektakulär. Wenn dort jemand dann aus dem Wasser gezogen wird, dann ist das auch ein gutes Gefühl der Person zu helfen.

Welche aktuellen Probleme habt ihr bei der Feuerwehr in Mainz?

Wir haben ein Hauptthema seit zwei Jahren: Die Ausbildung hat sich in Rheinland-Pfalz stark verändert. Früher ging diese 24 Monate, jetzt sind es nur noch 18 Monate und am Anfang der Ausbildung wird nicht mehr automatisch der B3-Gruppenführer-Lehrgang gemacht. Dies war schon vor 1996 so, dazu ist man jetzt wieder übergegangen.

Grundsätzlich ist es auch kein Problem, wenn der B3-Lehrgang erst später gemacht wird. Bei anderen Feuerwehren erhalten die jungen Brandmeisterinnen und Brandmeister, sowie die Brandmeister-Anwärterinnen und Brandmeister-Anwärter aber ein Signal, wann genau sie diesen Lehrgang machen dürfen. Bei uns ist das leider nicht so. Sie absolvieren ihre Ausbildung in unserer Dienststelle und kommen dann auf uns zu, wann sie endlich den B3-Lehrgang machen dürfen.

Man muss hierbei wissen, dass der B3-Lehrgang an sich nichts kostet, diesen können die jungen Kolleginnen und Kollegen bei der Landesfeuerwehrschule absolvieren. Das Problem liegt darin, dass wir einen zuständigen Abteilungsleiter haben, welcher der Ansicht ist, dass nach der Ausbildung noch viel Zeit bleibt, den B3-Lehrgang zu machen. Bei den anderen Feuerwehren um uns herum läuft das grundsätzlich anders: Nach zwei bis vier Jahren schicken sie die jungen Kolleginnen und Kollegen zur Landesfeuerwehrschule, damit sie dort den B3-Lehrgang absolvieren können. Das bekommen unsere Leute natürlich mit und dann ist meine Befürchtung, dass es hierdurch zu Abwanderungstendenzen zu anderen Feuerwehren kommt.

Warum ist es so wichtig für die Kolleginnen und Kollegen, den B3-Gruppenführer-Lehrgang zu machen?

Das ist deshalb so wichtig, denn sobald man den B3-Gruppenführer-Lehrgang erfolgreich absolviert hat, man selbst ausbilden darf, Brandmeisterinnen und Brandmeister erhalten hierdurch den Kreisausbilder-Schein. Das ist auch die Voraussetzung dafür, dass man sich auf höhere Stellen bewerben kann, wie den Oberbrandmeister und den Hauptbrandmeister. Das man in der Feuerwehr auch andere interessante Tätigkeiten übertragen bekommt.

Unsere ver.di-Betriebsgruppe hat hier den Vorschlag, dass einfach festgeschrieben wird, dass nach vier Jahren der B3-Gruppenführer-Lehrgang vorgesehen ist. Dann haben wir dort zwar eine gewisse Karenzzeit, aber die Brandmeisterinnen und Brandmeister wissen dann wenigstens, wann sie weiterkommen. Das wird leider nicht gemacht und somit hängen die Kolleginnen und Kollegen total in der Luft. Für mich definitiv zu viel Erbsenzählerei!

Gibt es noch weitere Themen bei euch?

Ein wichtiges Thema in unserer ver.di-Betriebsgruppe ist die Wartezeit bei der Beförderung. Aus Spargründen hat der Vor-Vor-Oberbürgermeister für die Stadtverwaltung Mainz angeordnet, dass wenn man sich auf eine höherwertige Stelle bewirbt und man diese Stelle übertragen bekommt, man eine Wartezeit von zwei Jahren hat, bis man befördert wird. Zwei ganze Jahre bis zum Ritterschlag.

Dies steht so in keinem Beamtengesetz, dies wurde einfach von der Stadt Mainz aus Sparkosten veranschlagt. Dagegen haben wir von vornherein angekämpft, mit einer Klage, die über den Deutschen Gewerkschaftsbund lief, gegen die Stadt Mainz. Diese haben wir leider verloren. Aber manchmal ist auch eine verlorene ver.di-Klage ein guter Anfang, um politische Lobbyarbeit zu machen, die uns alle voranbringt. Wir haben daraufhin auf jeder Personalversammlung dieses Thema zur Sprache gebracht und gesagt: Lieber Herr Oberbürgermeister, es ist ganz wichtig für die jungen Beamtinnen und Beamten, nicht nur die Feuerwehrleute, dass diese eben nicht zwei Jahre lang warten müssen, bis die Beförderung wirksam wird.

Zudem ist es ungerecht: Bei normalen Angestellten, wenn diese einen neuen Job beginnen, erhalten sie ab dem ersten Tag das neue Gehalt, bei den Beamtinnen und Beamten ist das leider nicht so. 2019 hatten wir dann endlich Erfolg: Nachdem wir das so oft vorgebracht haben, wurde die Wartezeit von zwei Jahren auf ein Jahr reduziert.

Doch wir haben nicht lockergelassen: Im nächsten Personalgespräch sind wir wieder darauf eingegangen, dass es zwar gut ist, dass die Wartezeit reduziert wurde. Aber die gesetzliche Mindestwartezeit liegt im Beamtengesetz in Rheinland-Pfalz bei sechs Monaten und genau da wollen wir hin. Bei der letzten Personalversammlung, bei seinem Vertreter, haben wir das jetzt endlich erreicht: Die Mindestwartezeit wurde von einem Jahr auf sechs Monate gesenkt. Ein voller Erfolg!

 

Vielen Dank für das Gespräch Ulli!

 

 

Werde aktiv!

Du bist Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann und möchtest bei ver.di aktiv werden? Du hast Probleme in deiner Dienststelle und benötigst Unterstützung? Dann wende dich an kommunalverwaltung@verdi.de